Giants by Neuvel Sylvain

Giants by Neuvel Sylvain

Autor:Neuvel, Sylvain
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne TB
veröffentlicht: 2016-07-04T13:58:23+00:00


FILE 161

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GESPRÄCH MIT CW3 KARA RESNIK, UNITED STATES ARMY

ORT: UNTERIRDISCHE ANLAGE, DENVER, COLORADO

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— Ich halte das nicht mehr aus. Ich habe das Gefühl, ihm jeden Tag beim Sterben zuzusehen. Wenn er nicht bewusstlos ist, hat er wahnsinnige Schmerzen. Niemand kann solche Qualen ertragen. Es überrascht mich, dass er überhaupt so lang durchgehalten hat.

— Aber er kann doch gehen, oder?

— Nein! Er kann nicht »gehen«. Sie und ich, wir können gehen. Er schafft gerade mal ein paar Schritte, bevor er zitternd zusammenbricht und versucht, seine Schmerzen vor uns zu verbergen, um uns nicht zu belasten. Ich musste ihn heute dreimal vom Boden aufheben. Keiner von uns will ihn noch mehr verletzen, deshalb sagt niemand was.

— Was würde man ihm denn sagen, wenn man sich trauen würde?

— Dass er nicht genug Muskelmasse übrig hat.

— Nimmt er seine Medikamente?

— Gewissenhaft. Sein Körper gewöhnt sich nur langsam an den muskelaufbauenden Wirkstoff, aber der Arzt sagt, dass die Toleranz immer weiter zunehmen wird.

— Wir finden ein neues Medikament für ihn.

— Er hat schon genug durchgemacht. Sie können ihn nicht immer weiter mit experimentellen Medikamenten vollpumpen.

— Möchten Sie ihn lieber leiden lassen?

— Er müsste nicht leiden. Nehmen Sie ihm die Dinger raus, und lassen Sie ihn ausruhen. Er kann lernen, auf Prothesen zu gehen, wenn er so weit ist.

— Ihnen ist klar, dass das Projekt mehr oder weniger gestorben ist, wenn Mr. Couture seine Beine verliert? Sie würden all die Arbeit, die er und Sie hineingesteckt haben, wegwerfen, nur um ihm ein paar Wochen Schmerzen zu ersparen?

— Es sind nicht nur ein paar Wochen. Und wenn die Alternative lautet, ihm beim Sterben zuzusehen, dann ja, ich würde aufgeben. Wir töten ihn! Außerdem wäre es nicht vorbei. Wir können es schaffen, dass der Helm bei jemand anderem funktioniert. Wir können die Steuerung so umbauen, dass Vincent sie mit den Händen bedienen kann. Es gibt hundert Möglichkeiten, weiterzuarbeiten, ohne Vincent zu quälen. Aber das? Was wir ihm hier antun? Das ist ganz einfach falsch.

— Laut Dr. Franklin sind wir Jahrzehnte – wenn nicht Jahrhunderte – davon entfernt, die Technologie des Helms vollständig zu verstehen. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass Sie und Mr. Mitchell, der in deutlich besserer Form war als Mr. Couture, den Roboter nur wenige Schritte weit gehen lassen konnten, obwohl Sie zahllose Stunden in der Kugel gearbeitet haben. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Mr. Couture die Roboterbeine mit den Händen steuern und zugleich halbwegs effizient das Pult bedienen kann. Damit würde er sein Leben aufs Spiel setzen und Ihres auch. Mr. Couture ist ein erwachsener Mann. Warum lassen Sie ihn nicht selbst entscheiden?

— Nein. Natürlich wird er neue Medikamente nehmen, wenn Sie ihm die Wahl lassen. Er würde alles tun, damit das Projekt wieder in die Spur kommt.

— Man könnte das Einsatz nennen. Ich würde es wohl kaum als Problem bezeichnen.

— Es ist nicht nur sein Körper, der kaputt ist. Er hat sich verändert.

— Ist er depressiv?

— Nein, im Gegenteil. Er sagt, durch diese Tortur sieht er die Dinge anders. Ständig erzählt er, wie sehr er jede Kleinigkeit zu schätzen weiß.



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